> Eigene bildnerische Arbeit > Abbildungen > Psychiatrische Kunstgeschichte, Projekt Julius Klingebiel u.a. _____________________________________________________________________________________ Eigene bildnerische Tätigkeit: Zeichnungen, Malerei, Objekte _____________________________________________________________________________________
Entwicklung und Konzepte:
Seit über 50 Jahren arbeite ich an Zeichnungen und Malerei.
Vorläufer waren medizinische Illustrationen 1966-1970, die 2017 erstmals in Erlangen gezeigt und 2020 vom Medizinhistorischen Museum Hamburg übernommen wurden.
1968-1974 kamen Zeichnungen hinzu, die dem phantastischen Realismus nahe stehen.
Seit 1968 stehen abstrakte Figurationen, Gestalten und Szenerien im Mittelpunkt. Im Sinne eines "ungegenständlichen Phantasmus" knüpfe ich seit 1968 an WOLS und das deutsche Informel an. Ich arbeite auf Papier mit Aquarell, Tusche, Gouache, Mischtechniken und Collagen.
Löschpapierprojekt:
Ein neuer bildnerischer Anlauf führte 2012 zu meiner Arbeit mit Fundstücken, die eine besondere Geschichte mitbringen:
Ich verwende als objets trouvés Löschpapiere mit ihren authentischen Tintenspuren, die sich auf alten Löschrollern oder -Wiegen erhalten haben. Meine Fundstücke stammen vom eigenen Schreibtisch, von Freunden und Bekannten, von privaten und öffentlichen Schreibtischen. Etliche Löschblätter stammen aus der Zusammenarbeit mit Tintenliebhaberinnen und Kalligrafinnen.Die Geber nenne ich öffentlich nicht.
Die Löschpapiere offenbaren mit ihren Gebrauchsspuren eine überraschende individuelle Zufallsästhetik. Ich umgebe sie in Collagen, seit 2016 auch Objekten und Assemblagen (Holz, Metall u.a.) und mache dazu ungegenständliche Bildaussagen.So werden sie in einem "second life" neu inszeniert.Ich sammele weiter Löschpapierstreifen und freue mich, wenn ich Proben zur bildnerischen Weiterverarbeitung erhalte.
2016 habe ich das Projekt im Sinne einer minimalistischen Performance erweitert und Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Veranstaltungen gebeten, sich in ein Gästebuch einzutragen. Die Spuren auf dem Löschpapier erinnern an die Veranstaltung. 2016 schuf ich das "Offene Goldene Buch der Stadt Wunstorf." Auf Einladung des Bürgermeisters durften alle Anwesenden sich beim Neubürgerempfang der Stadt im Ratssaal feierlich eintragen. Mit Füllfederhalter und Löschwiege gab ich den "Protollbeamten". Am 29.5.2022 habe ich die Aktion anlässlich des 1150-jährigen Jubiläums Stift und Stadt Wunstorf in der Stiftskirche wiederholt.
Eine ähnliche Aktion habe ich am 10.2.2017 bei der Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Winfried Neuhuber im Anatomie-Institut in Erlangen durchgeführt: Rund 200 Anwesende schrieben sich mit Tinte in ein Gästebuch ein. Ihre Unterschriften hinterließen ihre Spuren auf einem Löschpapierstreifen.
Eine Fortsetzung fand die Reihe der Gästebücher 2017 in
Berlin bei der International Psychoanalytic University IPU. Das Logo
der IPU ist eine Couch in Orange. Der Buchdeckel wird zum Passepartout. So nehmen die Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker mit ihrer Signatur "auf ihrer Couch Platz.."
2019, 2020, 2021, 2022, 2022, 2023 Beteiligung an den jurierten Ausstellungen der Künstlergruppe arche, Hameln, seit 2019 Beteiligungen an nichtjurierten Ausstellungen der arche
2001 Mahnmal zum Gedenken an NS-Deportationen, Krankenhauspark KRH Psychiatrie Wunstorf 2016, 2017, 2017, 2022 Löschpapier-Performances Wunstorf, Erlangen, Berlin, Wunstorf 2020 Zeichnungen aus Anatomie und Pathologie, Medizinhistorisches Museum Hamburg
Publikationen, Berichte, Mitgliedschaft:
Andreas Spengler, 2015, Als Arzt und Künstler im Dialog mit Patienten und Werken, In: Otto Neumaier (Hg.): Grenzgänge zwischen Wissenschaft und Kunst. Wien - Berlin - Münster, LIT Verlag, Seiten 69-80 (Österreichische Forschungsgemeinschaft ÖFG, AG Wissenschaft und Kunst: Wien, 17.11.2013)
Angelika Otto: Künstler und Kollege. NeuroTransmitter 28, April 2017, Seiten 56-57. ISSN 1436-123X
Psychiatrische Praxis 2015: 42 Titelbild "18-09" - Kurzbericht S. 50
2022 Künstlermitglied in der Künstlergruppe arche e.V., Hameln
Künstlerbuch:
Unter dem Titel "pictor doctus - Fünf Jahrzehnte Zeichnung und Malerei" habe ich 2017 einen Bildband über meine Arbeit seit 1966 mit ausgewählten Kapiteln herausgegeben. Erstmals sind medizinische Illustrationen aus frühen Studienjahren zu sehen. Die Retrospektive umfasst Aquarelle nach 1968 bis zu aktuellen Arbeiten mit Löschpapieren.
Prof. Dr. W. Neuhuber, Anatomisches Institut Erlangen, steuert einen Essey über Kunst und Anatomie und über meine Arbeit bei.
ISBN 978-3-00-055610-4, Selbstverlag. (Hardcover, 64 S.), nummerierte limitierte Auflage 450
Eigene Arbeiten ____________________________________________________________________________________
Anatomische Illustrationen, Buntstift, Tinte, um 1967 Medizinhistorisches Museum Hamburg (2020)
Objektplastik mit Löschpapier (2015)
Die Tintenspuren stammen aus den Grundbucheinträgen einer Kleinstadt in Niedersachsen
Collage mit Löschkärtchen, 2016
5-10 Gouache-Mischtechnik 2010
"Stadt" Aquarell (1968)
Rathaus Stadt Wunstorf
"struggle for life and life is fun" Federzeichnung (1969)
Psychiatrische Kunstgeschichte: Publizistik und Ausstellungsmanagement ___________________________________________________________________________________
2009-2010 "Elementarkräfte - Schaffen und Werk psychiatrieerfahrener Künstler über 100 Jahre"
Die Ausstellung wurde im Gründungsjahr des Bündnisses gegen Depression in der Region Hannover mit Prof. Siegfried Neuenhausen und Lothar Schlieckau sowie Kulturbüro Hannover vom 25.4.bis 30.5.2010 in der Städtischen Galerie KUBUS, Hannover präsentiert und durch ein Veranstaltungsprogramm ergänzt. Katalog: Andreas Spengler, Siegfried Neuenhausen, Lothar Schlieckau, Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover (Hg.) Elementarkräfte - Schaffen und Werk psychiatrieerfahrener Künstler über 100 Jahre. Psychiatrie-Verlag Bonn, 2010, ISBN 978-3-88414-599-9 http://www.elementarkraefte.de
2009 Projekt Julius Klingebiel
Mit meinen Kollegen Dr. Koller in Göttingen und Dr. Hesse in Moringen engagiere ich mich seit 2009 für den Erhalt und die dauerhafte öffentliche Präsentation der "Klingebiel-Zelle". Im Göttinger Verwahrungshaus schuf der NS-Überlebende und psychisch kranke Julius Klingebiel (1904-1965) in den Jahren 1951-1963 eine Raumausmalung, die heute als solitäres Werk der sogenannten Aussenseiterkunst anerkannt ist. Meine Beiträge als Autor, Herausgeber, Veranstalter und Vermittler des Projektes sind auf der 2020 neu aufgelegten Homepage https://www.julius-klingebiel.de dokumentiert. Die Seite bietet einen breiten Überblick über Leben und Werk von Julius Klingebiel und dokumentiert Hintergründe, Publikationen, Medienreaktionen, Ausstellungen und aktuelle Veranstaltungen.
Fotoimpression:
Naturalistischer Eindruck beim Betreten der Zelle (c) Land Nds. (c) Andreas Spengler 2013